Lesen Sie hier die Laudationen der vergangenen Jahre und lernen Sie unsere Preisträger und Preisträgerinnen kennen.

Laudatio zum Austrian Supply Excellence Award (ASEA) 2023
am 5. Oktober 2023, Haus der Industrie, Wien
Prof. Helmut Zsifkovits, Montanuniversität Leoben
 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
alle Jahre wieder treffen wir uns wieder zu dieser Jahreszeit, die eigentlich schon Herbst sein sollte, aber der auslaufende Sommer hat dies noch nicht so ganz erkannt.


Veränderung ist etwas Schönes, aber manchmal auch mühsam oder sogar schmerzhaft.
Wenn wir erwarten, dass alles so bleibt, kommt es oftmals ganz anders. Das haben uns die letzten Jahre gezeigt. Mit Pandemie und Krise und Krieg.

Wenn wir geglaubt haben, dass bis zum nächsten Mal alles anders wird, ist einiges geblieben, was wir uns weggewünscht hätten. Der Krieg ist nicht beendet, Krisen sind Alltag, und die Pandemie ist auch nicht ganz weg.


Der Einkauf im Spannungsbogen Digitalisierung und volatiler Lieferketten, heißt das Motto unseres heurigen Forums. Das drückt es gut aus, da ist beides drinnen, die Chancen, die sich uns bieten, und die Herausforderungen, mit denen wir fertig werden müssen.
Jedes Jahr begeben wir uns dann auf die Suche nach Unternehmen, die etwas im Einkauf besonders gut gemacht haben und damit einen Wertbeitrag leisten, und die Existenz sichern. Beispiele und Projekte, von denen man sich vielleicht etwas lernen kann.
Dafür gibt es den Austrian Supply Excellence Award. Über die letzten Monate und Wochen hatten wir als Jury die Aufgabe, die Einreichungen zu sichten und zu bewerten. Das Sichten war spannend, das Bewerten sehr fordernd. Die Jury entschied auf der Basis der in den Statuten des Awards festgelegten Kriterien

  • Innovationsgrad (Innovationsrolle, Breitenwirkung)
  • Durchführung (Projektmanagement, Teambildung, Rolle des Top-Management)
  • Kosten-Nutzen (kurz-, mittel-, langfristig, in den Kategorien finanziell, ökologisch, sozial/ethisch)
  • Präsentation (Struktur, Argumente, Detailliertheit, Kriterien ASEA, Aufbereitung)

Damit komme ich zum Preisträger des heutigen Abends.

Der Austrian Supply Excellence Award 2023 ergeht an die

EVN AG für „Implementierung eines Warengruppenmanagements im Rahmen des strategischen Lieferantenmanagements im Beschaffungswesen des EVN Konzerns“.

Die EVN, mit Sitz in Maria Enzersdorf, bietet auf Basis modernster Infrastruktur Strom, Gas, Wärme, Trinkwasserver- sowie Abwasserentsorgung und thermische Abfallverwertung „aus einer Hand“ an.

Die Abteilung Beschaffung und Einkauf ist ab einer definierten Wertgrenze für alle Beschaffungsfälle der österreichischen Gesellschaften des EVN Konzerns (mit Ausnahme der Primärenergie) zuständig.

Das strategische Lieferantenmanagements (SLM) stellt sicher, dass eine einheitliche, systematische, standardisierte und nachhaltige Methodik für die Analyse, Bewertung und Performanceverbesserung potenzieller und bestehender Lieferant:innen angewandt wird. Dadurch soll die Leistung in den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Qualität, Nachhaltigkeit sowie Versorgungssicherheit entlang des gesamten Beschaffungsprozesses gesteigert werden.

Für das Warengruppenmanagement, wie auch das gesamte Projekt SLM, wurden zwei Handlungs- bzw. Steuerungsansätze verfolgt: der PDCA-Zyklus (Deming-Kreis) und die EVN Group Strategie 2030.

Eine Zielvorgabe des Warengruppenmanagements war es, pro Warengruppe einen „Score“ zu ermitteln und diese „Scores“ zueinander (konzernweit) in Beziehung zu setzen. Dies geschah in 3 Schritten:

1. Bewertung der Kriterien durch Einkaufsexpert:innen und FB-Verantwortliche.

2. Gewichtung der Kriterien durch EVN-Führungskräfte

3. Bildung des finalen Scores pro Warengruppe    

Es erfolgte die Zuordnung dieser 23 Bewertungskriterien zu 4 Hauptkategorien Markt, ESG, Rechtliche Anforderungen und Versorgungssicherheit.

Für die Warengruppenstrukturierung wurde die CPV-Nomenklatur verwendet, diese schafft ein einheitliches Klassifikationssystem für das öffentliche Beschaffungswesen.

In der Phase Digitalisierung wurde eine im Konzern bereits vorhandene Softwarelösung erweitert. Durch Power BI konnte ein interaktives Bewertungsblatt (Dashboard) erstellt werden, welches die gestellten Ansprüche an Usability, managementkonformer Präsentation und laufender Ergänzung erfüllt.

Eine konzernweite Handlungsanleitung „Warengruppenklassifikation“ wurde erstellt und den Konzerngesellschaften übergeben.

Der gewonnene Mehrwert lässt sich mit konkreten Zahlen belegen:

  • Der Anteil ’nachhaltiger‘ Ausschreibungen ist von 0% auf 33,4% angestiegen (gemessen am Vergabevolumen)
  • Mit unveränderten Personalressourcen konnte
    • das Beschaffungsvolumen p. a. von 401 Mio. € auf 1.060 Mio. € und
    • der durchschnittliche Verhandlungserfolg um 27% (von 7,8% auf 10,0%) gesteigert werden.

Die Einführung des strategischen Lieferantenmanagements minimiert Risiken, schafft Transparenz in der Lieferkette.

Durch die Implementierung des Warengruppenmanagements wurde ein wesentlicher Schritt zur Digitalisierung von Prozessschritten gesetzt und auch ein Fundament für diverse ESG-Vorgaben geschaffen.

Weitere Schritte zur Umsetzung angedacht bzw. bereits geplant. Ich gratuliere im Namen der Jury zu diesem hervorragend konzipierten und umgesetzten Projekt.

© Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Zsifkovits

Laudatio 2023 von Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits – Präsident des BMÖ

Lesen Sie die Laudationes der vergangenen Jahre und lernen Sie unsere Preisträger  und Preisträgerinnen kennen.