Wir bedanken uns bei allen TeilnehmerInnen und dürfen Ihnen nun die Umfrageergebnisse präsentieren!
Verschlechterte Versorgungslage und steigender Kostendruck – Einkauf muss auch in Sachen Kostenvermeidung liefern
Bei 50% der befragten Unternehmen einer Studie unter Schirmherrschaft des Bundesverban-des Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ; Wien) hat sich die Versor-gungslage in den vergangenen sechs Monaten verschlechtert. Hauptaufgabe des Einkaufs ist also derzeit zweifelsohne die Versorgungssicherung. Aber um die Überlebensfähigkeit des Unternehmens, vor allem in volatilen Märkten, zu sichern, haben Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager dringend weitere messbare Wertbeiträge zu leisten – etwa durch belastbare Maßnahmen zur Kostenvermeidung und neue Impulse für Innovation.
BMÖ-Partner dieser Analyse sind STÖHR FAKTOR Unternehmensberatung (Erkrath), ConMoto Strategie und Realisierung GmbH (Stuttgart) sowie die International School of Management (München). Befragt wurden im September 2022 rund 50 Unternehmen aus Österreich und Deutschland zu „Supply Chain Management im Spannungsfeld zwischen Risiko, Kosten und Versorgungssicherung“.
Wesentliche Erkenntnisse:
- Für 50% der Befragten hat sich die Versorgungslage in den vergangenen sechs Monaten
verschlechtert; ein Viertel gibt eine verbesserte Versorgungslage an. - Der Kostendruck in Unternehmen wird auch zukünftig weiter steigen. Dabei geht es nicht mehr nur um die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit, sondern um die Überlebensfähigkeit in volatilen Märkten.
- Während in der Vergangenheit der Fokus auf Erreichen von Kostenreduzierungen lag, wird der Einkauf vor dem Hintergrund signifikant steigender Kosten zukünftig verstärkt Wertbei-träge durch Kostenvermeidungsmaßnahmen erbringen müssen; z. B. durch Wertanalyse, Senkung von Prozesskosten, Lieferantentausch; und er wird zunehmend auch als Partner bei Innovationsprojekten gebraucht.
- Vor dem Hintergrund des hohen Kostendrucks und steigender Versorgungsrisiken gewinnen Portfolioanalysen im Einkauf zunehmend an Bedeutung; es gilt, zielgerichtete Handlungsmaßnahmen abzuleiten.
- Reaktive Maßnahmen greifen zu spät. Der Einkauf muss frühzeitig Kostentreiber und Kostenrisiken identifizieren, um proaktiv handeln zu können.
- Umfassendes, professionelles Risikomanagement zählt zu den Hauptaufgaben des Ein-kaufs; viele Unternehmen stehen hierbei aber noch am Anfang. Neben der systematischer
Risikoidentifikation und Risikobewertung sind Simulationsmodelle, Szenario-Berechnungen und Digital Analytics erforderlich – das geht freilich nur in Verbindung mit adäquater Infor-mationstechnologie. - Neben der Kostenoptimierung bleibt die Sicherstellung der Versorgung das dominierende Ziel von Unternehmen und damit auch des Einkaufs.
„Bis zu 90% der Herstellkosten sind mittlerweile konstruktions- und entwicklungsbedingt. Das bedeutet: Der Einkauf wird vom Zukaufs-Kostenverantwortlichen zum Innovationsmotor und Digital Agent im Unternehmen – also zum Wertgestalter in Netzwerken. Bedingt durch die zunehmende Unsicherheit der Märkte, weltweit stark volatile Rohstoff- und andere Materialverfügbarkeiten, nicht vorhersehbare Preisentwicklungen, knappe Transportkapazitäten und anderer Imponderabilien – etwa Handelskonflikte und kriegerische Auseinandersetzungen – steigen die Anforderungen an Verantwortliche und Teams. Wer jetzt wegen der starken Beanspruchung Qualifizierung bzw. Wei-terbildung auf die lange Bank schiebt, denkt und handelt unprofessionell.“
Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand des BMÖ
„Der Einkauf ist wieder mal als Krisenmanager gefordert. Ging es in der Vergangenheit häufig um singuläre Krisenthemen, gilt es in der aktuellen Situation teils gegensätzliche Einkaufshebel zu orchestrieren. So wird die Versorgungslage auch durch höhere Einkaufspreise abgesichert. Gleichzeitig müssen Kostenexplosionen, wie im Energiebereich, kompensiert werden. Das ist für den Einkauf Bewährungsprobe und Chance zugleich. Insbesondere, weil es neben den operativen Herausforderungen darum geht, die strukturellen Themen um Prozesseffizienz, Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.“
Patrick Stöhr, Geschäftsführer, STÖHR Faktor Unternehmensberatung GmbH
„Die aktuelle Studie bestätigt die hohe Bedeutung des Einkaufs für Unternehmen, um unter den aktuellen Rahmenbedingungen überleben zu können. Der Einkauf ist gefordert, seinen Beitrag zur permanenten und zielgerichteten Weiterentwicklung zu leisten. Es sind neue Ansätze und Metho-den erforderlich, um die hohen Herausforderungen durch Kostendruck, Versorgungsrisiken und Innovationen gleichzeitig bewältigen zu können.“
Prof. Dr. Erich Groher, Internationale School of Management